Politik und Spiele


Die Fragestellung beim #BG2GETHER hat es diesmal in sich, denn es geht um Politik und Moral im Spiel. Ein Thema, dass sich in diesen Zeiten mit Sicherheit kontrovers diskutieren lässt. Konkret lautet die Fragestellung im September 2025: Sollten Brettspiele eine stärkere moralische oder politische Botschaft vermitteln oder sollte der Fokus rein auf Unterhaltung liegen?

Das Thema schreit erstmal nach einer genaueren Betrachtung des Gästezimmers, denn da lagern alle meine Brettspiele. Während meine Augen durch die einzelnen Fächer schweifen wundere ich mich immer mehr, wie viele meiner Spiele zumindest auf den zweiten Blick in irgendeiner Art und Weise politisch sind.

Da ist Politik im Spiel

Neben offensichtlichen Titeln, die direkt die Zeit des Nationalsozialismus oder den kalten Krieg behandeln gibt es zahlreiche Spiele, bei denen die Grenze zwischen purer Unterhaltung und gesellschaftlicher Aussage fließender ist als gedacht. Ist das noch die Freude etwas neues zu Entdecken oder schon Kolonialismus? Ist das noch Ressourcenmanagement oder schon Ausbeutung? Kooperativ in der Dystopie - irgenwie müssen wir ja dahingekommen sein, oder? Schnell wird klar, das Brettspiel ist kein passives Medium und verlangt Entscheidungen, Strategien und Abwägungen die oft über die reine Unterhaltung hinausgehen. This War of Mine spiele ich z. B. sehr gerne, aber es zwingt die Spielenden zu Entscheidungen zwischen Überleben und Moral im grausamen Alltag des Krieges. Ein Pax Pamir hingegen vermittelt historische und politische Perspektiven im Afghanistan des 18 Jahrhunderts

Mombasa von Alexander Pfister (Titelbild) ist ein Spiel das nicht nur innerhalb der Brettspielszene heiß diskutiert wurde. Behandelt es doch das Thema Kolonialismus (oder abstrakt - wie beute ich den afrikanischen Kontinent möglichst effizient aus) ohne sich damit kritisch auseinanderzusetzen. Weitere Spiele und Spielzeuge findet man in der Ausstellung "Das ist kolonial. Westfalens (un)sichtbares Erbe" wo auch das Foto von mir gemacht wurde.

Einen anderen Weg geht Endeavour - die Segelschiffära. Dort wird das Thema Sklaverei geschickt in die Spielmechanik eingebaut und in der Anleitung ausführlich historisch eingeordnet. Grundsätzlich denke ich, dass Spiele immer als Zeugnis ihrer Zeit betrachtet werden müssen und man sie genau in diesen Kontext setzen sollte. Es ist enorm, welche Entwicklung Brettspiele in den letzten vierzig Jahren genommen haben, aber ebenso hat sich unsere Gesellschaft, unsere Sprache, unsere Art zu kommunizieren weiterentwickelt - und das ist richtig und wichtig.

Spielend Räume schaffen

Unabhängig von dem Themen und Mechaniken im Spiel halte ich aber auch das Spiel an sich für politisch. Viele von #BG2GETHER haben den Artikel Spielend für Toleranz von Harald Schrapers auf ihren Seiten verlinkt. Er schreibt dort ".Spielen steht für ein respektvolles Miteinander, für Gleichheit, Fairness und Dialog." was ich in den heutigen Zeiten extrem wichtig finde. Die Kommunikation verlagert sich immer mehr ins Internet und es gibt immer weniger Möglichkeiten miteinander ins Gespräch zu kommen. Brettspiele sind da eine gute Möglichkeit, dass zumindest ein wenig aufzufangen.

Abschließend würde ich sagen, dass es nicht nötig ist das Brettspiele eine stärkere moralische oder politische Botschaft vermitteln, denn im Grunde genommen machen Sie das jetzt schon. Dabei bleibt es der jeweiligen Spielgruppe überlassen, ob ein Spiel auf den Tisch kommt, dass sich thematisch subtil oder direkt mit gesellschaftlichen Fragen auseinandersetzt oder eines, dass in erster Linie zur Unterhaltung dient. Hauptsache ist doch, dass man gemeinsam einen schönen Abend hat!


29.09.2025 - user://Stefan

Leave a comment

Available formatting commands

Use Markdown commands or their HTML equivalents to add simple formatting to your comment:

Text markup
*italic*, **bold**, ~~strikethrough~~, `code` and <mark>marked text</mark>.
Lists
- Unordered item 1
- Unordered list item 2
1. Ordered list item 1
2. Ordered list item 2
Quotations
> Quoted text
Code blocks
```
// A simple code block
```
```php
// Some PHP code
phpinfo();
```
Links
[Link text](https://example.com)
Full URLs are automatically converted into links.