Zombicide 2. Edition
Zombicide war für uns damals so etwas wie ein Gateway Spiel zurück ins Hobby und ist inzwischen zu einer Kultreihe geworden. Die Macher haben die erfolgreiche Spielmechanik in diverse Settings übertragen, so kann man inzwischen Zombies im Weltraum (Invader), im Mittelalter (Black Plague) oder auch im Marvel Universum (Marvel Zombies) bekämpfen. Mit Zombicide: Night of the Living Dead wurde sogar der Kultklassiker von George Romero auf das Spielbrett gebracht. Neben den Grundspielen gibt es zahlreiche Erweiterungen, bei denen die Verlage geschickt den Zeitgeist aufgreifen. Wer würde nicht mal gerne mit Eddie (dem Maskottchen von Iron Maiden) oder mit dem Fuß von Monty Pythons Flying Circus auf Zombiejagd gehen? Inzwischen gibt es seit einiger Zeit eine runderneuerte Version des Grundspiels, die wir uns in diesem Artikel mal genauer ansehen wollen: Zombicide 2. Edition
Die grundsätzliche Geschichte ist schnell erzählt. Kooperativ geht es mit zu sechs Spielern in eine Welt, die von Zombies beherrscht wird. Die Gruppe muss Aufträge erfüllen und sich den Zombiehorden entgegenstellen. Eine thematische Nähe zu einer Serie aus dem Streaming kann man bei der Story nicht verleugnen, aber TWD ist wahrscheinlich auch nicht ganz unschuldig am Erfolg des Brettspiels.
Einstieg in die Apokalypse
Gespielt wird immer mit sechs Überlebenden was bedeutet, dass ein Spieler ggf. mehrere Überlebende spielt. Bei einer Partie zu Zweit spielt z. B. jeder Spieler drei Überlebende. Nachdem diese ausgewählt sind werden die Tableaus entsprechend mit Markern und Startkarten bestückt. Jede Spielfigur erhält noch einen passenden farbigen Ring. Dann werden alle Karten und Marker bereitgelegt und ein Szenario aus dem Anleitungsheft gewählt.
Je nach gewähltem Szenario wird der Spielplan aus bis zu 9 quadratischen Teilen zusammengesetzt. Darauf werden Marker für Ziele und Einstiegspunkte für Zombies und Überlebende platziert. Für die erste Runde bringt das Spiel ein kurzes Einführungsszenario mit, dass alle Mechaniken ausführlich erklärt. Insgesamt stehen 25 Szenarien zur Auswahl. Diese unterscheiden sich neben Aufgaben und Zielen in der Spiellänge und im Schwierigkeitsgrad.
Hauptsache überleben
Eine Runde in Zombicide besteht hauptsächlich aus der Spieler- und der Zombiephase. In der Spielerphase aktivieren die Spieler ihre(n) Überlebenden in belieber Reihenfolge und können mit diesen dann jeweils drei Aktionen ausführen:
- Bewegen: Der Überlebende kann sich um eine Zone bewegen. Je Zombie in der Startzone kostet die Bewegung eine zusätzliche Aktion
- Suchen: Der Spieler zieht für den Überlebenden eine Karte vom Ausrüstungsstapel
- Tür öffnen: Mit der entsprechenden Ausrüstung kann eine Tür geöffnet werden. Je nach Werkzeug muss dafür ein Geräuschmarker auf dem Feld platziert werden
- Umsortieren/Tauschen: Der Überlebende kann seine Ausrüstung umsortieren, oder mit einem anderen Überlebenden auf seinem Feld tauschen. Grundsätzlich kann ein Überlebender drei Gegenstände in seinem Rucksack transportieren und zwei Gegenstände in seinen Händen halten
- Kampfaktion: Der Überlebende führt je nach Waffe in seiner Hand eine Nah- oder Fernkampfaktion aus
- Ein Ziel aufnehmen oder aktivieren: Ein in der Anleitung vorgegebenes Ziel wird in der entsprechenden Zone aktiviert oder aufgenommen
- Lärm machen: Manchmal braucht ein Überlebender etwas Aufmerksamkeit und kann den Focus der Gegner somit auf sich lenken
- Passen: Manchmal ist es hilfreich nicht alle verfügbaren Aktionen zu nutzen
Jeder Überlebende hat meist noch zusätzliche Fähigkeiten (Suchen, Bewegen ...) zur Verfügung. Bei steigendem Adrenalinlevel werden weitere Fähigkeiten freigschaltet. Sobald die Tür zu einem Gebäude das erste Mal geöffnet wird, werden für die dunklen Bereiche im Haus jeweils eine Zombiekarte gezogen und die entsprechenden Gegner in den Räumen platziert.
Erwartungsgemäß werden die Kampfaktionen bei Zombicide recht häufig genutzt. Die Waffenkarten geben dabei vor, wieviele Würfel für den Kampf genutzt werden können, welche Augenzahl zum Treffer führen und wieviel Schaden ein Treffer anrichtet. Außerdem ist die Reichweite der Waffe angegeben. Nahkampfwaffen können nur genutzt werden, wenn der Überlebende mit dem Zombie in der gleichen Zone steht. Vorsicht ist geboten, wenn man mit einer Fernkampfwaffe in eine Zone schießt, in der sich neben dem Zombie ein weiterer Überlebender befindet. Bei einem Fehlwurf trifft man den Überlebenden. Unterschiedliche Gegner erfordern unterschiedliche Waffen, da diese je nach Typ mal mehr mal weniger Schaden anrichten. Im Klartext: mit der Pistole kitzelt man den Fettbrocken nur - dann lieber gleich die Shotgun! Immer wenn man einen Gegner erledigt hat, steigt das Adrenalinlevel.
Nachdem alle Überlebenden aktiviert wurden endet die Spielerphase. In der Zombiephase werden zuerst alle Gegner auf dem Spielfeld aktiviert. Wenn sich Überlebende in der Zone mit einem Zombie befinden greift dieser an. Ein Angriff ist immer erfolgreich. Steht kein Überlebender in der Zone bewegt sich der Zombie eine Zone weiter in Richtung des nächsten Überlebenden. Ist kein Überlebender in Sicht bewegt er sich in Richtung des Feldes, auf dem die meisten Geräuschmarker liegen. Eine Ausnahme sind die Läufer - diese haben zwei Aktionen und können sich somit eine Zone weiter bewegen und direkt angreifen.
Nachdem alle Gegner aktiviert wurden beginnt die Brut. Für jedes Brutplättchen auf dem Spielfeld wird eine Zombiekarte gezogen und abgehandelt. Je höher das Adrenalinlevel bei den Überlebenden ist, desto mehr Zombies fallen in die Stadt ein. Nach der Zombiephase werden in der Endphase alle Geräuschmarker vom Spielfeld entfernt und der Startspielermarker im Uhrzeigersinn weitergegeben. Das Spiel endet erfolgreich, wenn die Gruppe alle im Szenario vorgegebenen Ziele erreicht. Stirbt ein Überlebender ist das Spiel verloren.
Damals - die erste Apokalypse
Neben dem neuen Design sind die Tableaus der Überlebenden eine der auffälligsten Änderungen in der zweiten Version von Zombicide. Während in der ersten Version alle Karten und Marker auf dem Tableau hin und her gerutscht sind kann in der neuen Version alles einfach gesteckt werden. Gegenstandskarten für die Hand und den Rucksack haben ebenfalls einen festen Platz erhalten. Alle Gegner Miniaturen wurden ebenfalls überarbeitet und es gibt viele verschieden Varianten der drei Typen Schlurfer, Läufer und Fettbrocken. Diese können zudem durch unterschiedliche Farblichkeit besser unterschieden werden. Zu den Überlebenden gesellen sich jetzt Kinder mit der Eigenschaft "leichfüßig", was bedeutet, dass diese nur eine Aktion benötigen, um sich aus einer Zone mit beliebig vielen Gegnern zu befreien.
Neben diesen ganzen offensichtlichen Änderungen wurden auch die Regeln mit den verschiedenen Versionen über die Jahre immer weiter verfeinert. Z. B. muss zum öffnen einer Tür in der neuen Fassung kein Würfel mehr als Probe geworfen werden. Zudem sind wie bereits oben erwähnt eine Menge Missionen in der normalen Spielregel enthalten. In ersten Regelwerk waren es nur zehn Missionen, die aber durch das Kompendium #1 um 59 Missionen erweitert wurden.
Nerdige Grüße: The Boys
Manchmal geht auch der Nerd in mir durch. Eigentlich habe ich relativ wenig für Superhelden übrig - mit Marvel und dem ganzen Kram kann man mich jagen, aber The Boys habe ich gefeiert. Und die Chance mit Homelander mal ein paar Fettbrocken zu jagen konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Wie das konkret funktioniert? Beide Erweiterungen bringen einige wenige zusätzliche Regeln mit. Jeder Superheld hat eine besondere Fähigkeit, die ihm von Anfang an zur Verfügung steht. Bei Homelander ist das z. B. der Hitzestrahl der mit einer Reichweite von bis zu zwei Zonen zwei Schaden verursacht - und es wird mit fünf Würfeln gewürfelt (4+ = Treffer). Grundsätzlich gilt: je mehr Superhelden sich unter den sechs Überlebenden befinden, desto mehr Brutzonen kommen auf das Spielfeld.
Ameritrash trifft Hack&Slay
Die zwei Begriffe werden immer wieder im Zusammenhang mit Zombicide genannt. Im Allgemeinen versteht man unter Ameritrash Brettspiele, die ihren Schwerpunkt auf die Story, thematisch hochwertige Komponenten und hohe Interaktion legen. Dafür sind diese Spiele meist weniger planbar und eher glückslastig. Das passt perfekt: Niemand will eine statische und planbare Zombie-Apokalypse. Kettensägengemetzel ist angesagt, und wer zu oft gebissen wird, kann wenigstens sagen, dass er die letzten Momente seines Spiels intensiv genossen hat. Zombicide macht einfach nur Spaß und ist genau das Richtige für einen entspannten Abend ohne langes Grübeln. Trotzdem ist es wichtig sich abzustimmen, denn sonst sind die Missionen meist nicht zu schaffen.
Die zweite Edition zeichnet sich durch hochwertiges Material, tolle detaillierte Miniaturen und eine sehr gute Anleitung aus. Wer Zombicide noch nicht kennt und das grundlegende Stadtsetting mag, kann hier bedenkenlos zugreifen. Natürlich hat das alles seinen Preis, aber dafür steckt eine Menge Spielspaß in der Box, denn die 25 Missionen sind nicht so schnell zu knacken. Im Vergleich zu anderen Spielen gibt es auch keine großen Überraschungen, so dass die Missionen problemlos mehrmals gespielt werden können. Wer bereits eine klassische Version des Spiels besitzt, sollte einen Blick auf das Konvertierungsset werfen. Damit lassen sich spezielle Zombies, Begleiter und Überlebende aufwerten, so dass sie in der zweiten Version ganz normal eingesetzt werden können.
Die ursprüngliche Version vom Spiels ist wie bereits eingangs erwähnt auf der Erfolgswelle von der Streaming Serie The Walking Dead mit geschwommen. Vom Spielgefühl her würde ich Zombicide aber gar nicht so sehr in die Walking Dead Ecke stellen. Da geht es eher in Richtung Scouts vs. Zombies oder Zombieland - also frei nach dem Motto "Das Ende ist da - nehmen wir es mit Humor".
Wir haben "Zombicide: zweite Edition" selbst gekauft. Auf unsere Bewertung hat das keinen Einfluss.
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